O ja, es gibt sie, diese guten Tage, an denen ich auftanken kann, die ich konservieren möchte, dass sie nicht nur Erinnerung bleiben, sondern in mir wohnen können.Es sind Tage, an denen nicht nur Kleinigkeiten, scheinbar unbedeutend, die Stunden erhellen. Sie sind ein Ganzes, allumfassend vermitteln sie ein Gefühl des sich Spürens, des Wahrnehmens meiner Mitmenschen und ich empfinde mich dann als eins mit der Welt.Gestern war so ein Tag. Draußen hat es geregnet und gestürmt, die Welt erschien grau und kurz habe ich es wie eine Art Schatten gespürt: Dieses Grau wollte sich auf mein Gemüt legen. Nein, beschließe ich und überlege, wie ich diesen Tag füllen kann, damit er für mich ein guter Tag wird.„Ich male dir den Regen bunt“, hat meine verstorbene Freundin immer gesagt, also ist es an mit, diesem Grau Farbe zu geben.Ich habe zunächst Ursel, die Mutter meines Schwiegersohns, im Heim besucht. Über eine Woche bin ich nicht bei ihr gewesen. Diesmal war eine Physiotherapeutin da und hat mit Ursel trainiert. Sie soll wieder lernen, mit dem Rollator zu laufen. Endlich bewegt sich etwas. Ursel hat sich sehr über diesen kleinen Fortschritt gefreut. Und auch, dass ich sie besucht habe. Wir haben uns über eine Stunde sehr nett unterhalten. Also war es auch für sie ein guter Tag.Zu Hause habe ich mich in Social Media eingeloggt und erhielt dort eine virtuelle Umarmung, mit der ich nicht gerechnet habe. Besser konnte der Tag nicht werden.Den Nachmittag habe ich für mein Schreiben genutzt und mir anschließend einfach Ruhe gegönnt, gelesen, Musik gehört.Der gestrige Tag hat sich für mich bunt angefühlt.