Über das Glück

Veröffentlicht am 2. November 2025 um 10:47

Wir Menschen streben nach dem Glück. Unser Grundgesetz nennt dieses Streben nicht explizit im Sinne eines Rechts auf Glück, aber es garantiert uns Freiheits- und Menschenrechte, die uns helfen, unser persönliches Glück zu erreichen. Dies hängt individuell davon ab, wie wir diese Rechte und Freiheiten nutzen.

 

Wir wünschen uns bei verschiedenen Gelegenheiten  „viel Glück“. Zum Geburtstag, zur Hochzeit, bei einer bevorstehenden Prüfung, vor einem Bewerbungsgespräch, vor sportlichen Wettkämpfen …
Aber ist das wirklich Glück, was wir damit meinen? Ist es nicht eher der Wunsch nach gutem Gelingen von all dem, was wir uns vornehmen und erreichen wollen?

 

Ich habe mich oft gefragt, ob Glück nur in der Erinnerung oder im Rückblick erkennbar ist.
Es ist meiner Ansicht nach flüchtig, oft eine Momentaufnahme, die man nicht sofort wahrnimmt, sondern die Bedeutung meist erst im Nachhinein wahrnimmt.
Dann frage ich mich, ob wir solche Glücksmomente selbst herbeiführen können. Bestimmt funktioniert das mit den Momenten, von denen ich weiß, dass sie mir guttun. Aber wie ist das mit den zufälligen Momenten? Auch da kann ich etwas tun. Diese Augenblicke werden eher nicht kommen, wenn ich untätig darauf warte.
Glück ist doch sicher auch etwas Individuelles. Einen allgemeinen Gradmesser gibt es wohl nicht.
Für mich bedeutet Glück, dass etwas in Bewegung ist, dass ich selbst nicht in meiner Komfortzone verharre. Glück bedeutet dann auch, etwas loslassen zu können. Vielleicht entstehen Glücksmomente aus einer gewissen Unzufriedenheit heraus, nämlich dann, wenn ich diese wahrnehme und versuche, mich weiterzuentwickeln.
So gesehen kann sich Glück sogar aus einer gewissen Melancholie heraus entwickeln, einem Zustand, in dem die Gefühle sehr präsent sind. Innovatives und Kreatives entstehen nicht aus absoluter Zufriedenheit und dem Glücksgefühl. Vielleicht ist das dauernde Streben nach Glück eher hinderlich.
Glücklich zu sein, ist möglicherweise sogar die Verpflichtung, offen zu für die kleinen Dinge zu sein, die unser Leben bereichern. Verantwortung zu tragen, sich nicht einzunisten im Unglücklichsein oder in Schicksalsschlägen.

Was mache ich selbst, um in meinem Leben jene kleinen Glücksmomente hervorzurufen?
In erster Linie nehme ich mir möglichst täglich etwas vor, von dem ich weiß, dass es mir guttut. Das kann das Hören meiner Lieblingsmusik sein, das Lesen eines interessanten Buches, ein Telefonat mit Freund oder Freundin, ein Spaziergang in der Natur, das Treffen mit Familie oder Freunden, das Schreiben über das, was mich bewegt oder auch das Erledigen lang aufgeschobener Dinge.
Es gibt kein Rezept, keine Gebrauchsanleitung, um solche Momente zu erleben. Für jeden mögen diese anders aussehen.
Bevor ich abends schlafen gehe, nehme ich mir einen Augenblick Zeit und überlege, was mir an diesem Tag an guten und schönen Dingen begegnet ist. Nicht immer ist das viel, aber bislang habe ich meist zumindest eine Kleinigkeit gefunden.

 

„Das Glück ist nicht in einem ewig lachenden Himmel zu suchen, sondern eben in ganz feinen Kleinigkeiten, aus denen wir unser Leben selbst zurechtzimmern.“
(Carmen Sylva)